Lehrerlaptops werden jetzt gebraucht, nicht erst in Monaten

Jörg Neubert

Die Bundesregierung hatte beim Bildungsgipfel im August 2020 beschlossen, 500 Millionen Euro bereitzustellen, damit Schulen die Lehrerinnen und Lehrer mit Dienstlaptops ausstatten können. Am 27. Januar 2021 wurde die Bund-Länder-Vereinbarung „Leihgeräte für Lehrkräfte“ unterschrieben. In der entsprechenden Pressemitteilung der Bundesregierung heißt es: „Vielerorts sind bereits Laptops angeschafft worden‚ da sich Bund und Länder auf einen ,frühzeitigen Maßnahmenbeginn‘ verständigt hatten.“

Die SPD-Kreistagsfraktion hatte dazu am 15. März 2021 eine Anfrage an Landrat Frank Vogel gestellt. Die Fragen:

  1. Wie ist der Stand in den Schulen des Erzgebirgskreises?
  2. Wie wird die Anzahl der benötigten Laptops erhoben?
  3. Wie werden sie ausgewählt?
  4. Wie sind sie ausgestattet (Software usw.)?
  5. Wer wartet die Dienstgeräte und ist Ansprechperson bei technischen u. a. Problemen?

Am gestrigen 30. März 2021 erreichte uns die Antwort aus dem Landratsamt. Sie macht uns traurig. Uns wird aufgezeigt, was alles nicht geht. Die Verantwortung liege nur in der letzten Umsetzung beim Landkreis als Schulträger. Bis dahin gebe es viele Hürden und Gräben durch die Landesebene, das Staatsministerium für Kultus (SMK).

Das ist das falsche Zeichen jetzt, in der Hochphase der Pandemie, wo viele Menschen des Lockdowns müde sind. Wo Eltern und Kinder für die Öffnung der Schulen und Kindertagesstätten demonstrieren. Jetzt wäre ein gezielter Einsatz digitaler Technik durch engagierte und gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer nötig. Dadurch könnte man auch den Eltern etwas von der Sorge um die Bildung und Karrierechancen ihrer Kinder nehmen.

Nach den Osterferien sollen die Schulen unabhängig von der Inzidenz wieder öffnen und es soll Präsenzunterricht stattfinden. Angesichts der aktuellen Entwicklungen und Prognosen zum Verlauf der Corona-Pandemie wird dies jedoch bis auf Weiteres ein Hybridunterricht sein, eine Kombination aus Präsenz- und Onlineunterricht, da mit Quarantäne, Wechselmodell usw. gerechnet werden muss. Mit zeitgemäßer digitaler Technik ließe sich von zu Hause (Lehrperson in Quarantäne) oder aus der Schule nach Hause (Schülerin/Schüler im Homeschooling oder in Quarantäne) unterrichten.

Natürlich hat das Streamen von Unterricht nicht die gleiche Qualität wie Präsenzunterricht. Aber die Schülerinnen und Schüler, die zu Hause lernen müssen, bekommen Struktur (Unterricht nach Stundenplan) und Begleitung durch die ihnen vertrauten Lehrpersonen – und nicht nur Selbststudium, Arbeitsblätter und Abgabetermine.

Auch nach der Pandemie sollte Fernunterricht per Videokonferenz ein Teil des Lehrens und Lernens sein. Denn Fakt ist, dass viele Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler – gezwungenermaßen – seit März 2020 bereits große Fortschritte beim Onlineunterricht erzielt haben.

Das Landratsamt Erzgebirgskreis sollte in Verantwortung für die Bildung und das Wohl unserer Kinder und der Eltern alles tun, was geht. Und nicht sagen, was nicht geht.

Was ist notwendig und was ginge? Nicht jede Lehrperson kann und möchte sofort online unterrichten oder ihren Unterricht streamen. Möglich wäre ein Start mit 20 Prozent der Lehrpersonen: In jeder Schule erhält jede fünfte Lehrperson einen Dienstlaptop. Das Gerät ist so ausgestattet, dass damit der Unterricht gestreamt werden kann. Auch die notwendige Software und Lizenzen übernimmt der Schulträger. Dazu erhält die Schule ein Budget und sie besorgt dezentral ohne Ausschreibung und Sammelbestellung individuell die für ihre online unterrichtenden Lehrpersonen notwendige Technik. Nach und nach wird die Quote erhöht, weil immer mehr Lehrpersonen online unterrichten können, sollen und wollen. Damit wären die Probleme der leeren Technikmärkte und der massiven Vorfinanzierung entschärft.

Wir müssen unseren Kindern strukturiertes Lernen auch unter Corona-Bedingungen anbieten. Dafür zahlen ihre Eltern Steuern und vertrauen dem Staat.

Jörg Neubert, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion