Statement der SPD-Fraktion zum 365-Euro-Jahresticket für den Erzgebirgskreis

Jörg Neubert

„365-Euro-Ticket, ein Euro pro Tag für Bus und Bahn im Nahverkehr, das klingt nach Schwung, Investition in die Zukunft, Ökowende, Fridays for Future. Und ein Euro pro Tag erscheint auch sozialverträglich. Aber das ist zu kurz gedacht“, so Jörg Neubert, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Erzgebirgskreistag.

Dazu führt er aus: „Weder die ökologischen noch die ökonomischen Zielstellungen sind einfach und die geografischen sowie demografischen Rahmenbedingungen im Erzgebirge machen das Problem wahrlich komplex. Ist ein 365-Euro-Ticket die Lösung? Das bezweifle ich. Wir brauchen erst klare Entwicklungsziele, Bedarfe, Aufgaben und dann moderne, innovative Lösungen, die darauf zugeschnitten sind – ökologische (umweltschonende) und ökonomische (bezahlbare) Lösungen. So wird ein Schuh draus.

Das bedeutet: Per Bus bis zur letzten Siedlung, Pendlerverkehr, bedarfsgerechter Verkehr, Schülerverkehr, Einsatz der Digitalisierung, Radwege, Bus und Bahn im Takt und nicht parallel, schnelle Anbindung an die weite Welt, und, und, und. Jede Menge Wünsche und Ziele, die unter einen Hut zu bekommen sind.

Aber man muss das Rad auch nicht neu erfinden. Es gibt bei den Nachbarn auch ländliche und touristisch erschlossene Räume. Eine fachkundige Studie mit einem daraus folgenden Handlungskonzept, gepaart mit sehr viel Innovation und der den Erzgebirgern eigenen Sparsamkeit sollte eine optimale Lösung finden.

Die höheren Ebenen – Land und Bund – sollten zudem dafür sorgen, dass wir zu den Oberzentren gut vernetzt sind. Stichpunkt: ICE-Anschlüsse in Chemnitz, Freiberg, Zwickau und gute Verbindungen zu den Flugplätzen Leipzig, Dresden und Prag.“

„Am Ende geht es um viele kleine intelligente Lösungen, die in Verbindung kommen müssen“, ergänzt Holger Haase. „Gutes Angebot, gute Vernetzung, sinnvoller Tarif. Letztlich gehört auch die wieder ins Gespräch gebrachte Mitfahrerbank dazu.“

Ebenso Adelbert Gründig: „Ich halte das 365-Euro-Ticket im Erzgebirgskreis aktuell nicht für zielführend. Besser wäre zum Beispiel die rasche Wiederinbetriebnahme der Zugverbindung Marienberg–Pockau-Lengefeld mit Anbindung an Chemnitz (Chemnitzer Modell). Ansonsten sollte das Angebot verbessert werden, mit Schwerpunkt auf einer guten Vernetzung.“

„Für Chemnitz finde ich das 365-Euro-Ticket gut“, so Undine Fritzsche. „In größeren Städten kann das Ticket gut genutzt werden. In unserer Region sollten erst mal Möglichkeiten gesucht werden, dass alle Dörfer am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, und das ohne Auto. Was nützt uns im Erzgebirge ein solches Ticket, wenn nichts fährt.“