Schüler-ÖPNV im Erzgebirgskreis und Bildungsticket

Mitte Oktober hatte die Freie Presse sich mit zwei Fragen zum ÖPNV im Erzgebirgskreis an die Kreistagsfraktionen gewandt. Jörg Neubert, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, antwortete wie folgt:


Jörg Neubert

Wie zufrieden sind Sie mit dem derzeitigen ÖPNV-Angebot für Schülerinnen und Schüler – und warum?

Das kann ich nur als Dritter bewerten: Hier im Raum Aue-Schwarzenberg läuft es ganz ordentlich. Es gibt keine Probleme und ich denke, die Schülerinnen und Schüler sind damit auch zufrieden. Dass wir im Erzgebirge keinen 15-Minuten-Takt fahren können, liegt auf der Hand.

Wie stehen Sie zu einem kostenfreien ÖPNV für Schülerinnen und Schüler?

Das ist ein weites Feld mit den Polen:

a) Schule und Bildung muss für JEDEN gratis sein. Und somit auch Lernmittel und Schülertransport.

b) Transport kostet und Kostenbeteiligung führt zu bewusstem Umgang und Wertschätzung. Außerdem kann man Geld nur einmal ausgeben. Stecke ich es in Schülertransport, fehlt es bei der Kultur, dem Sport …

In diesem Spannungsfeld ist die jetzige Regelung nach Schülertransportsatzung nicht die beste aller Lösungen. Aber ein fairer Kompromiss.


Der Artikel erschien am 21. Oktober 2020 in der Freien Presse unter dem Titel „Schrecklich oder gut? Meinungen zu Schüler-ÖPNV gespalten“ (www.freiepresse.de). Das Thema Schüler-ÖPNV hatte die SPD-Kreistagsfraktion bereits im August in den Sächsischen Landtag nach Dresden geführt, zum Gespräch mit der SPD-Landtagsfraktion (Bericht).

Perspektivisch sollen Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende sachsenweit ganztägig und ganzjährig mit dem sogenannten Bildungsticket den ÖPNV nutzen können. Ursprünglich hatte das Ticket bereits zum Schuljahr 2020/21 kommen sollen, die Verhandlungen dazu zwischen Land und den Verkehrsverbünden laufen jedoch noch.

Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS), zu dem der Erzgebirgskreis gehört, hat mit dem ganztägig gültigen Schülerticket für 15 Euro (Grundschule) bzw. 112,50 Euro (weiterführende Schule) pro Schuljahr ein gutes Angebot für Schülerinnen und Schüler. Es gilt jedoch die 2- bzw. 3-Kilometer-Regelung – so groß muss die Entfernung zwischen Wohnhaus und Schule sein, um ein Anrecht auf das Schülerticket zu haben. Durch diese Regelung sind viele Kinder und Jugendliche ausgeschlossen und somit Familien benachteiligt.

„Wenn das Bildungsticket da ist, können alle Schülerinnen und Schüler es nutzen, es ist also gerechter als das bisherige VMS-Schülerticket“, so Jörg Neubert. „Allerdings müssen wir schauen, dass die Kosten dafür im Rahmen bleiben, 120 Euro wären ein guter Preis, mehr sollte es nicht sein.“