Plusbus im Technischen Ausschuss auf dem Prüfstand: Rückkehr zur alten Fahrplanlage

Holger Haase

Der Technische Ausschuss des Kreistages hat in seiner Sondersitzung am gestrigen Dienstag, den 22. September 2020, einstimmig entschieden, Leistungen im ÖPNV-Angebot des Kreises anzupassen, um Einsparungen im Sonderlastenausgleich aus dem Dienstleistungsauftrag des Erzgebirgskreises an die RVE zu erreichen.

Dies bedeutet zunächst einmal nichts anderes, als dass die Fahrplanlage von vor Einführung des Plusbus-Systems wieder in Kraft tritt. In der Begründung weist man in erster Linie auf nicht vollumfänglich bereitgestellte Fördermittel seitens des Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr hin. Tatsache ist aber auch, dass sich die Fahrgastzahlen auf zusätzlich eingerichteten Linien, wie der 342 von Zwönitz nach Stollberg, nicht positiv entwickelt haben.

Aus Gesprächen, die ich mit Fahrgästen, Fahrern und Einsatzleitern geführt habe, geht hervor, dass sich nicht wenige Fahrgäste mit den Änderungen zur Einführung des Plusbus-Systems verprellt sahen. Zusätzliche Umstiege auf vorher durchgängigen Linien (z. B. in Marienberg und Annaberg-Buchholz) sowie nicht einzuhaltende Anschlussbeziehungen sorgten für immensen Ärger – der natürlich vorrangig beim Fahrpersonal zurückgelassen wurde.

Kaum betroffen von den vorgesehenen „Anpassungen“ ist die Linie 383 Chemnitz – Aue, die auch ohne Plusbus-Zuschüsse erfolgreich läuft. Hier befinden sich lediglich die weiterführenden Fahrten nach Schwarzenberg auf dem Prüfstand.

Die Plusbus-Förderung für alle betreffenden Linien wird nichtsdestotrotz weiterhin beantragt, da die Voraussetzungen für die Bezuschussung weitestgehend gegeben sind.

Für die Fahrgäste ergeben sich durchaus positive Effekte, indem z. B. die Linie 207 wieder durchgängig von Chemnitz nach Olbernhau befahren wird und auch auf der Linie 210 wochentags Fahrten ohne Umstieg zwischen Chemnitz und Oberwiesenthal zurückkehren. Die stündliche Taktfolge wird, ebenso wie auf der Linie 415 Aue – Annaberg-Buchholz beibehalten; die gibt es dort ja schon seit Jahrzehnten.

Die geplanten Fahrtenauslegungen am Wochenende betreffen die Linien 330 und 441. Erstere bedient wieder nur die Strecke Schwarzenberg – Rittersgrün, ohne Weiterführung nach Oberwiesenthal, während sich auf der 441 der Anschluss von Ehrenfriedersdorf auf das Greifensteingebiet reduziert, angepasst an die Fahrzeiten der Linie 210. Eine logische Folge aus zu geringen Fahrgastzahlen.

Auch wenn ich die beschlossenen Anpassungen für richtig halte, so sollten wir in Zukunft darauf achten, dass wir die notwendigen Kostenreduzierungen im ÖPNV des Landkreises nicht zuallererst mit Angebotsreduzierungen umsetzen. Dies wäre ein fataler Fehler zulasten der Mobilität in unserer Region, der hauptsächlich die Schwächeren und natürlich unsere ökologisch handelnden Mitbürgerinnen und Mitbürger betrifft. Die flapsige Aussage des CDU/FDP-Fraktionsvorsitzenden des Kreistages in der Freien Presse vom 21. September 2020, wonach die Bürger des Kreises sowieso lieber Auto als Bus fahren, finde ich in diesem Zusammenhang nahezu unverantwortlich und nicht zielführend.

Holger Haase, SPD-Fraktion