Häusliche Gewalt im Erzgebirgskreis: Zahlen von 2019 und eine Anfrage für 2020

„‚Häusliche Gewalt‘ umfasst Gewalt in ihren vielfältigen Erscheinungsformen, insbesondere als physische, psychische und sexualisierte Gewalt zwischen erwachsenen Personen und gegenüber Kindern und Jugendlichen, die in persönlicher, insbesondere familiärer Beziehung zum Gewaltanwender stehen oder gestanden haben“, heißt es am Anfang des „Lagebilds 2019 zu Straftaten der häuslichen Gewalt“ des Landeskriminalamts Sachsen.

Im Erzgebirgskreis gab es 2019 laut Lagebild 483 Fälle häuslicher Gewalt. Im Jahr 2018 waren es 479 Fälle. Die Zahlen für 2020 werden erst im Verlauf dieses Jahres veröffentlicht.

Das Lagebild schlüsselt die Opfer häuslicher Gewalt auch nach Alter und Geschlecht auf, für den Erzgebirgskreis sieht das 2019 wie folgt aus:

  • Kinder (bis 13 J.): 47 (24 w / 23 m)
  • Jugendliche (ab 14 J.): 26 (15/11)
  • Heranwachsende (ab 18 J.): 22 (18/4)
  • Erwachsene (ab 21 J.): 334 (230/104)
Undine Fritzsche

„Bei häuslicher Gewalt denkt man oft automatisch an Erwachsene und an Gewalt von Männern gegen Frauen. Von häuslicher Gewalt sind aber weibliche und männliche Personen in allen Altersgruppen betroffen. Im Jahr 2019 wurden in der Altersgruppe von 0 bis 20 Jahren 95 Personen Opfer von häuslicher Gewalt. Die 334 Erwachsenen ab 21 Jahren werden nicht mehr in Altersgruppen aufgeschlüsselt, obwohl das eine interessante Information wäre“, so SPD-Kreisrätin Undine Fritzsche. „Im häuslichen Umfeld kommt es zum Beispiel auch zu Gewalt von Pflegenden gegen Pflegebedürftige, die Opfer sind durchaus auch im höheren und hohen Alter. Und von häuslicher Gewalt sind ganz klar mehr Frauen als Männer betroffen – 230 Frauen, aber eben auch 104 Männer.“

Die Kreisrätin ergänzt: „Zu beachten ist natürlich, dass dies die Fälle von häuslicher Gewalt sind, die polizeilich erfasst wurden. Es ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist und gerade Kinder, Jugendliche sowie Frauen, die von psychischer und körperlicher Gewalt betroffen sind, womöglich nicht in der Lage sind, dies einer Vertrauensperson oder der Polizei zu melden und Veränderungen anzuschieben.“

Im Erzgebirgskreis stehen für Opfer häuslicher Gewalt zwei Frauenschutzwohnungen zur Verfügung. Wer von häuslicher Gewalt betroffen ist, ruft bei der Polizei (Telefon 110) oder der Rettungsleitstelle (Telefon 112) an. In den vier Polizeirevieren und in der Rettungsleitstelle Erzgebirgskreis wird dann umgehend Hilfe in die Wege geleitet, rund um die Uhr, jeden Tag im Jahr.


Wir haben zum Thema häusliche Gewalt am heutigen Freitag, den 5. Februar 2021, eine Anfrage ans Landratsamt gesendet:

  1. Gab es im Jahr 2020 im Erzgebirgskreis eine Zunahme der Fälle von häuslicher Gewalt? Bitte möglichst aufschlüsseln nach Altersgruppen und Geschlecht.
  2. Wie waren die zwei Frauenschutzwohnungen des Landkreises im Jahr 2020 belegt?
  3. Ist eine umfassende Betreuung der Frauen und Kinder in den Schutzwohnungen gewährleistet?
  4. Wie sieht während der Corona-Pandemie – also seit Anfang 2020 – die Präventionsarbeit bezüglich häuslicher Gewalt aus?
  5. Welche Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema häusliche Gewalt betreibt der Landkreis seit Beginn der Corona-Pandemie bis jetzt?

Hilfe-Telefonnummern:


-> Lagebild 2019 des Landeskriminalamts Sachsen zu Straftaten der häuslichen Gewalt (PDF-Datei): 2019_Häusliche Gewalt-1_Lagebild