Borkenkäferbefall in den Erzgebirgswäldern: Krisenmanagement und Waldumbau

Holger Haase

Zur Sitzung des Technischen Ausschusses am 26. August 2019 informierte der Sachgebietsleiter SG Forst, Steffen Bauer, äußerst sachlich über die teils dramatische Situation in sächsischen und insbesondere in den Erzgebirgswäldern.

Im September erwartete man bei Fortsetzung des warmen und trockenen Wetters eine durch Borkenkäfer hervorgerufene Schadholzmenge in Sachsen von rund 1,2 Millionen Kubikmetern – so viel wie noch nie seit Kriegsende. Reine Sturmschäden sind dabei noch nicht berücksichtigt. Die sächsischen Wälder sind größtenteils Staatswald, nur ein knappes Drittel ist in Privathand.

Die lang anhaltende Trockenheit und Wärme begünstigte im August das Entstehen der dritten Generation des Borkenkäfers im Jahre 2019. In Zahlen ausgedrückt: Von einem Weibchen können in der dritten Generation mehr als 100.000 Nachkommen entstehen (inklusive Geschwisterbruten) – dies verdeutlicht die Dimension, mit der der Borkenkäferbefall auftritt.

Zu den größten Problemen gehört derzeit, dass das befallene Holz nicht mehr schnell genug aus dem Wald abtransportiert werden kann, um gesunde Bäume zu schützen. Die Forstwirtschaft ist an ihre Leistungsgrenze gestoßen, der Wald ist derzeit größter Holzlagerplatz, der Absatz ist zusammengebrochen, zu erzielende Erlöse sind auf Niedrigstniveau.

Der Erzgebirgskreis hat als Sofortmaßnahme ein Krisenmanagement eingerichtet; dazu gehören eine bessere behördliche Zusammenarbeit, auch mit Nachbarlandkreisen, schnellere Schadenserfassung durch Meldung an die Borkenkäfer-App und kürzere, eigentumsübergreifende Kontrollintervalle.

Im Ergebnis kann man feststellen, dass der diesjährige Rekordschaden unseren Wald zwar nicht zum Erliegen bringt, den anvisierten Waldumbau jedoch wesentlich schneller vorantreiben wird. Abzuwarten bleibt, ob zur Aufforstung genügend Setzlinge – und auch Arbeitskräfte – zur Verfügung stehen.

Angestrebt wird ein standortgerechter, naturnaher Waldbau und eine dem Klimawandel entsprechende Baumartenwahl. Die Zeit der monotonen Fichtenbestände im Erzgebirge wird wohl schneller vorbei sein, als erwartet – auch wenn sie derzeit noch landschaftsprägend
sind und unsere Heimat damit deutschlandweit in Verbindung gebracht wird.

Holger Haase
(SPD-Fraktion, Mitglied im Technischen Ausschuss)