Anfrage zum Energiesparen bei landkreiseigenen Gebäuden

Sorgen und Ängste rund um steigende Energiekosten und die Lage in der Welt sind für viele Menschen im Erzgebirgskreis seit Monaten allzeit präsent. Jeder muss sich spätestens seit Februar 2022 in einen Lernprozess begeben, vom örtlichen Verein bis zur Bundesregierung, vom Großkonzern bis zum privaten Haushalt. Mit Blick auf die Energiesituation sind die wichtigsten Prämissen: Naturkatastrophen und Klimawandel verlangen ein Umdenken und Handeln hin zu erneuerbaren Energieträgern. Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern und langfristig auch aus der Atomenergie ist für die weitere Existenz der Menschheit auf unserer Erde alternativlos.

Jörg Neubert

„Eine wichtige (Zwischen-)Rolle auf diesem Weg spielte der billige Energieträger russisches Gas“, so Jörg Neubert, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. „Das russische Gas war für uns nicht nur billig und somit ein Kostenvorteil für unsere gesamte Wirtschaft vom privaten Verbraucher bis zur Großindustrie. Es war auch ein Stück Unabhängigkeit von arabischen und amerikanischen Energieträgern. Es sollte uns den Weg weg von Kohle und Atomstrom bezahlbar machen. Es war kalkuliert und hätte funktioniert. Doch der militärische Überfall auf einen souveränen Staat in Europa darf auch aus ureigenem Sicherheitsbedürfnis nicht reaktionslos hingenommen werden. Mit Staaten, die ihre Nachbarn überfallen, Grenzen verschieben, Infrastruktur zerstören, Zivilistinnen und Zivilisten töten, darf man nicht wirtschaftlich zusammenarbeiten. Nun fehlt das billige russische Gas und mit dem teuren arabischen und amerikanischen Gas steht die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft und unser Projekt Ausstieg aus fossilen Energieträgern vor dem Aus. Was tun? Jede Faser unserer Gesellschaft sollte sich anstrengen und Lösungen entwickeln, wie Deutschland unabhängig von ausländischen Energieimporten wird und dennoch ausreichend bezahlbare Energie für unsere Wirtschaft generiert.“

Was kann der Landkreis dazu beitragen? Der Landkreis ist a) Verwaltung und b) unterhält er selbst Gebäude. Dort sollte er a) den Ausbau erneuerbarer Energien befördern statt behindern und b) Sparpotenziale in eigenen Immobilien erkennen und heben.

Zu den eigenen Gebäuden stellte die SPD-Kreistagsfraktion im September 2022 folgende Frage an die Kreisverwaltung: „Eine schlechte Energiebilanz, also ein hoher Energieverbrauch, hängt auch mit der Bausubstanz zusammen. Welche kreiseigenen Gebäude haben eine schlechte Energieeffizienzklasse und sollten kurz- und langfristig saniert werden?“ Der Landrat teilte uns dazu mit:

„Für die kreiseigenen Gebäude liegen keine Angaben zu Energieeffizienzklassen vor. Mithilfe des Energiecontrollingsystems des Kommunalen Energiemanagements (KEM) für die landkreiseigenen Liegenschaften ist es dennoch möglich, sowohl für Wärme als auch für Elektroenergie ein Ranking für die bisher hinterlegten Liegenschaften zum spezifischen Verbrauch zu erstellen. Da in den erfassten Energiewerten die reale Nutzung enthalten ist, wird ein realistischer Wert abgebildet, der u. a. auch die vorhandene Anlagentechnik berücksichtigt. Für das jeweilige Gebäude wird durch das KEM ein Ziel- und Grenzwert definiert sowie der spezifische Verbrauch dargestellt. Daraus können dann Modernisierungsmaßnahmen abgeleitet werden. Hierbei zeigt sich, dass bei der Wärme insbesondere bei Gebäuden mit schulischen Einrichtungen, ein hoher Verbrauch pro m2 zu verzeichnen ist. Dennoch kann darauf nicht allein zurückgeschlossen werden, dass eine kurz- bzw. langfristige energetische Sanierung des jeweiligen Gebäudes sinnvoll und umsetzbar ist. Hier müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. Nicht immer ist zum Beispiel eine Dämmung der Fassade eines Gebäudes möglich, da denkmalschutzrechtliche Vorgaben zu berücksichtigen sind. Auch im Hinblick auf die finanzielle Situation des Landkreises ist es nicht möglich, bei den bestehenden Gebäudegrößen und damit im Zusammenhang umfangreichen lnvestitionsbedarfen kurzfristig Modernisierungen vorzunehmen. Gerade unter diesem Gesichtspunkt versucht das KEM, mit nicht- bzw. geringinvestitiven Maßnahmen Energieeinsparungen zu erreichen.

Grundsätzlich kommt es für lnvestitionsentscheidungen auch stark auf die Größe, Bedeutung und den Nutzungsumfang des Gebäudes, sowie insbesondere die mit einem bestimmten Kosteneinsatz erzielbaren Einsparungseffekte an.“

Die SPD-Kreistagsfraktion wird sich dafür einsetzen, dass bei Sanierungen ab sofort energetische Gesichtspunkte Vorrang erhalten. Wir möchten das KEM bei seinen Handlungshinweisen zum Energiesparen unterstützen. In einem nächsten Beitrag beleuchten wir einen weiteren Aspekt unserer Anfrage – zur landkreiseigenen Energiegewinnung.