Wolfsriss in Johanngeorgenstadt? Ein Statement

Anfang April fand eine Frau in Johanngeorgenstadt den Kadaver einer Hirschkuh, vermutlich von einem Wolf durch Kehlbiss getötet. Sie wandte sich an die Behörden, doch es schien sich niemand zuständig zu fühlen bzw. E-Mails zwischen den Behören kamen nicht an. Die Freie Presse berichtete darüber am 26. April (www.freiepresse.de). SPD-Kreisrat Jörg Neubert aus Johanngeorgenstadt nimmt dazu Stellung, eine Anfrage der SPD-Fraktion an den Landrat wird folgen.

Jörg Neubert, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion

„Eine Hirschkuh wurde gerissen. Auch wenn der Hirsch kein landwirtschaftliches Nutztier ist, so ist es doch ein totes Tier zu viel in der bereits geringen Rotwildpopulation im Erzgebirge. Und die reale Existenz des Wolfes in der Nähe von Siedlungen macht seit Menschengedenken Angst. Rotkäppchen hat in ihrer Not den Förster um Hilfe gerufen. Und die Gefahr wurde rasch erkannt und fachmännisch gebannt.

Heute verweist der Förster auf die zuständige Forstbezirksbehörde, der er regional nicht untersteht, anstatt sich des Problems anzunehmen. Der regionale Forstbezirk ist aber für Wölfe nicht zuständig und sendet an die nächste zuständige Behörde im Landratsamt E-Mails, die nicht ankommen.

Wenn es damals zu bzw. vor den Zeiten der Gebrüder Grimm ein ähnliches Wolfsmanagement mit Forstbezirken, Unterer Forstbehörde, Unterer Jagdbehörde, Unterer Naturschutzbehörde, Wolfsbeauftragter, Wildmonitoring und Kommunikation via E-Mails gegeben hätte, wäre das Märchen anders ausgegangen.

Natürlich hat die Frau, die den Riss entdeckte, richtig gehandelt. Wenn es brennt, ruft man die Feuerwehr und fragt nicht nach regionaler Zuständigkeit einer Feuerschutzbehörde. Und der Fachmann für die Tiere des Waldes ist seit mindestens Grimmschen Zeiten der Förster. Warum ruft er nicht die zuständige Behörde an? Weil er ihr nicht untersteht. Warum handeln der behördlich nicht zuständige Förster und die zuständige Behörde in solch einer Situation nicht vertrauensvoll und unbürokratisch? E-Mail, Aktenzeichen, Protokoll. Das gibt keine Sicherheit. Warum kommen E-Mails zwischen Behörden nicht an? Warum wird nicht nachtelefoniert? Eine mutmaßlich vom Wolf gerissene Hirschkuh in der Nähe menschlicher Siedlung. Aktenzeichen, Protokoll, E-Mail. Ist das der richtige Umgang mit dem Bedrohungsgefühl unserer Bürger?

Ich fordere als Kreisrat aus Johanngeorgenstadt die zuständige Behörde auf, sich der Sache unbürokratisch, bürgerorientiert und dringend anzunehmen. Außerdem fordere ich eine Anwohnerversammlung zum Thema Wolfsgefahr durch die Wolfsbeauftragte des Landkreises vor Ort und nicht im Naturschutzzentrum Dörfel. Und da soll man bitte nicht über wissenschaftliche Studien, Monitoring, Arten und Wolfsschutz reden. Sondern sich der Frage stellen: Was tue ich, wenn mir, meinen Kindern, Freunden und Gästen beim Pilzesammeln, beim Joggen, beim Radeln, beim Wandern im Wald ein Wolf gegenübersteht? Und nicht zu vergessen: Das Landratsamt sollte dringend seine elektronische Post überprüfen.“